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Die neue / alte Orgel in St. Heinrich


Als wir die Orgel das erste Mal untersuchten, stand schnell fest, dass hier mit einer einfachen Überholung des Instrumentes nicht viel erreicht werden kann. Wir fanden ein Konglomerat von verschiedensten Pfeifen, Windladen, Bälgen und anderen Bestandteilen aus unterschiedlichen Instrumenten, Ursprungsorten und Epochen des Orgelbaus.
Eine Einheit war in dieser Mischung nicht erkenn- bzw erhörbar. So stand zunächst auch die Frage nach einem kompletten Neubau im Raum.

Bei näherer Auseinandersetzung zeichnete sich aber innerhalb dieses Durcheinanders der Kern einer Orgel (wahrscheinlich der ursprünglichen Orgel aus St. Heinrich) ab. Die klanglichen Qualitäten dieser Kernorgel waren, bedingt durch zu niedrige Winddrücke und falsche Intonation, jedoch nicht mehr erkennbar. Auch innerhalb der später hinzugebauten Orgelteile gab es Material, das brauchbar war und von dem wir wussten, dass es mit einigen Modifikationen und einer gründlichen Überarbeitung durchaus gut wieder zu verwenden sein würde.

Hieraus entwickelte sich dann der Gedanke, die vorhandene Substanz -soweit sie Potential in sich barg-, wieder zu verwenden und damit die Basis für eine neue Orgel zu schaffen.

Natürlich reichten die vorhandenen Materialien nicht aus, um daraus ein angemessenes Instrument zu bauen, und gut 40% der alten Substanz war schlichtweg unbrauchbar.
Neben der Überarbeitung der alten Windladen, der Erneuerung des Spieltisches, der Windanlage, der elektrischen Anlage, der Erweiterung einer Windlade, dem Bau neuer Stationen, neuer Gehäuse und etlicher neuer Register bestand der entscheidende Teil der Arbeit in der Ausarbeitung eines neuen klanglichen Konzeptes und einer Intonation, die alle diese verschiedenen Komponenten zusammenführt.

Die Orgel ist mit einer elektrischen Traktur ausgestattet, die über eine moderne elektronische Steuer-
ungstechnik angesprochen wird. Diese Technik, und die Tatsache, dass wir für die Werke jeweils verschiedene Windladen zur Verfügung hatten, brachte uns auf die Idee, das Instrument modular aufzubauen.
So besteht die Möglichkeit, die einzelnen Module separat von verschiedenen Klaviaturen aus zu spielen, was es dem Organisten ermöglicht, das Instrument in sehr vielfältigen Kombinationen zum Klingen zu bringen.

Wir mussten ca. 30% des Pfeifenwerkes erneuern. Die wiederverwendeten Register wurden umfangreich repariert, häufig um einige Pfeifen erweitert oder umgebaut. Das gesamte Pfeifenwerk wurde dann sorgfältig neu intoniert.

Ich denke, es ist uns gelungen, ein geschlossenes und tragfähiges Klangbild herauszuarbeiten. Mir ist keine vergleichbare Orgel im Norddeutschen Raum bekannt.

Durch Ihre Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten, ist die Orgelszene in Kiel nun um eine einzigartige und vielfältig einsetzbare Orgel bereichert worden. Dafür danke ich allen Beteiligten.

(Roland Monczynski, Paschen- Kiel Orgelbau GmbH)